01 November, 2006

ANKER

Ich werde oft gefragt, was Anker sind und wie man sie beim Pick up einsetzten kann. Aber für den Anfang möchte ich dir eine kleine Frage stellen. Hast du schon einmal so etwas erlebt:

- ein Lied oder eine Melodie hat dich an etwas aus deiner Vergangenheit erinnert, als du zu dieser Musik etwas schönes empfunden hast?

- du hast einen Geruch wahrgenommen und hast dich spontan an etwas erinnert?

- eine Berührung eines bestimmten Menschen hat in dir eine starke Reaktion ausgelöst?

- ein Geräusch, das so ähnlich wie die Bohrmaschine beim Zahnarzt klingt hat dich zusammenzucken lassen, weil du an die Schmerzen der Kariesbehandlung denken musstest?

Und so weiter.

Wenn du so was schon mal erlebt hast, kannst du dir vorstellen, wovon hierbei die Rede ist.

Ich bin sicher, dass du in deinem Leben schon viele solche Situationen gehabt hast. Der konkrete Inhalt ist rein individuell, aber das Prinzip ist immer das gleiche. Die Erklärung für dieses Phänomen ist weiter unten.

Schon Ivan Pawlow, ein herausragender russischer Physiologe, hat sich mit den Reflexen beschäftigt, als er mit seinen Hunden experimentiert hat. Parallel zu den natürlichen Reizen, die die Produktion von Speichel im Mund der Hunde auslösen (wie etwa der Geruch von Fleisch) wurde noch ein zusätzlicher Reiz benutzt, z.B. das Geräusch einer Klingel. Der Effekt war, dass die Hunde nach einiger Zeit allein das Geräusch der Glocke mit der Nahrungsaufnahme assoziiert haben – die Glocke klingelt und der Hund produziert Speichel (obwohl das normalerweise nur bei visueller, olfaktorischer oder gustatorischer Wahrnehmung von Fleisch passiert). Ein Reflex entsteht.

Bei dem Menschen geht das noch einfacher – für das Erlernen eines neuen Reflexes genügt oftmals eine einmalige Schaltung. Es reicht uns, einmal die Hand ins Feuer zu stecken, um das nie wieder bewusst zu tun. Es reicht, einmal in einer dunklen Strasse auf eine Gruppe besoffener Punks zu treffen, um dann für den Rest des Lebens dunkle enge Gassen zu meiden. J

Das kommt daher, weil unser Körper und unser Bewusstsein – zwei Teile eines einzigen Systems sind. Die Teile sind unzertrennlich miteinander verbunden.

Alle Information, die wir über die Sinnesorgane bekommen (was wir sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen) wird in einem einzigen System verarbeitet. Also es kann sein, dass es genügt, Musik zu hören, die du in der Vergangenheit gehört hast, um in deinem Kopf ein komplettes Bild von dem Moment entstehen zu lassen, um dich fühlen zu lassen, was du damals gefühlt hast...

Und alle Elemente sind so miteinander verbunden, dass nur eines Genügt, um sich an die Situation in allen Einzelheiten zu erinnern.

Deswegen können wir das nutzen, indem wir selbst ein neues, leicht zu wiederholendes Element in die Situation einfügen, so dass es sie auf direktem Wege erreicht. Wenn wir jetzt dieses Element aktivieren, dann kommt das Erlebte in dieser Situation im Ganzen. Dieses Element heißt „Anker“, es fixiert unsere Erlebnisse und Wahrnehmungen in einem speziellen Moment.

Ein Anker kann in jeder der möglichen 5 Wahrnehmungssystemen arbeiten:

- kinästhetisch (Gefühl) – Wahrnehmung von Druck, Schmerz und Temperatur

- visuell – das, was wir sehen

- auditiv – das, was wir hören

- gustatorisch – das, was wir schmecken

- olfaktorisch – das, was wir riechen

Zur Überprüfung der Funktion des KINÄSTHETISCHEN (Tastsinn usw.) Ankers kann man ein paar simple Übungen durchführen. Zum Beispiel, in einer Gesellschaft, in der gerade Witze erzählt werden kannst du unmittelbar nach jedem Lacher die Hand eines der Anwesenden berühren. Nach einigen Malen wird es genügen, diese Person an der gleichen Stelle mit der gleichen Intensität zu berühren, um ihn zum Lachen zu bringen. Wenn du es richtig gemacht hast wird es auch passieren. Hier gibt es unzählige weitere Varianten, um die Ankerung auszuprobieren – lass deiner Phantasie freien Lauf!

Damit das ganze auch richtig funktioniert, gibt es ein paar wichtige Momente:

1. Bei der Aktivierung des Ankers muss man auf der EXAKT GLEICHEN Stelle und mit der EXAKT GLEICHEN Stärke und Intensität berühren, wie bei dem ersten Mal. Deshalb ist es klug, die „Knöchel“, also die Körperteile zu ankern, an der man später den korrekten Punkt wiederfinden kann: Ellenbogen, Handknöchel und Finger, Knie, Schultern, Schulterblätter... Man kann auch das Ohrläppchen kneifen – hier ist die Gefahr danebenzugreifen ebenfalls gering.

2. Die Ankerung ist am effektivsten, wenn sie unmittelbar vor dem Moment durchgeführt wird, in dem die Gefühle ihren Höhepunkt erreichen, deshalb ist es wichtig, die Menschen genau zu beobachten. Wenn die Emotionen an Intensität verlieren (oder auch kurz davor) sollte man den Anker loslassen. Wenn es die Gelegenheit erlaubt, wäre es von Vorteil, den Anker zu „stabilisieren“, indem man ihn mehrmals auf dieselbe Stelle setzt.

3. Es ist effektiver, wenn der Mensch die Ankerung nicht bewusst wahrnimmt, also nichts von deinen Absichten weiß.

4. Es kann sich herausstellen, dass bereits ein Anker aus der Vergangenheit besteht. Deswegen ist es nützlicher, besonders bei den Übungen zur Hebung des Selbstbewusstseins einen anderen Anker zu benutzen als z.B. das Zusammenfalten der Hände zu einem „Schloss“ – zum Beispiel den Druck auf irgendeinen Knöchel auf der Faust...

Andere Arten von Ankern außer dem kinästhetischen kann man auch effektiv nutzen, was allerdings schwerer umsetzbar ist, so kann sich der Anfänger leicht vertun. Außerdem: ein kinästhetischer Anker verbindet in sich oft die Ankerung in drei Systemen:

-kinästhetisch (fühlen)

-visuell (der Mensch sieht, wie du ihm die Hand vorstreckst etc.)

-auditiv (vernimmt die Bewegung, das Geräusch der Kleidung, wenn du ihm die Hand gibst etc.)

Und: mit dem kinästhetischen Anker kannst du sicher sein, dass die Person deine Berührung gefühlt hat, während der auditive Anker überhört und der visuelle übersehen werden kann, z.B. wenn die Person gerade in dem Augenblick geblinzelt hat oder nicht konzentriert war...

Eine Übung zu der Erlernung des Materials.

Beantworte bitte die folgende Frage:
ALSO, EIN ANKER...

1. Ist so ein Metalldings, das auf den Meeresgrund geworfen wird und das Schiff auf einer Stelle fixiert.

2. Wird dazu benutzt, den benötigten Gefühlszustand eines Menschen zu fixieren um ihn jederzeit in der uns nützlichen Situation nach Wunsch auszulösen.

3. Hat Popeye der Seemann auf den Armen tätowiert.

4. Kann auditiv, visuell, kinästhetisch, olfaktorisch und gustatorisch sein.

5. Ist alles obengenannte, aber uns interessiert ausschließlich Aspekt 2 und 4.

Linz alias Brother Rabbit
Quelle: http://www.effective-seduction.de

Keine Kommentare: